2015 Holzberg 
 Quelle: Main-Post

Am Mittwoch, dem 11.11.2015, war ein echter "Coup" gelungen: denn mit Professor Niklas Holzberg, neben Wilfried Stroh wohl dem derzeit renommiertesten deutschen Altphilologen, kam eine Koryphäe vor allem auf dem Gebiet der augusteischen Lyrik zu einem Gastvortrag an unsere Schule, der den römischen Dichter Ovid (Lehrplan-Autor im Lateinunterricht der 10. Jahrgangsstufe) zum Thema hatte. So waren etwa 90 Schüler unserer drei zehnten Lateinklassen sowie der Q 11 und Q 12 die Zielgruppe.

Im Verlauf des Vortrags von Prof. Holzberg (Titel: "Ovid – Spiel mit dem Spiel") sollte sich letztendlich herausstellen, dass die Vorstellung des Latein-Professors als eines "unheimlich lebendigen" Erzählers keineswegs übertrieben war, da dieser es sehr gekonnt verstand, Ovids Biographie, literaturtheoretische Fachbegriffe, zwei Verwandlungsmythen aus Ovids Hauptwerk "Metamorphosen" und insbesondere den "Clou" in Ovids Werk, für seine Zuhörer äußerst interessant und stets mit einem Augenzwinkern zu präsentieren und dabei auch auf den Sprachgebrauch und auf die heutige Lebenswelt der Schüler herunterzubrechen: er kommentierte z. B. bei seiner Interpretation einer Begebenheit aus Ovids "Amores" dessen jammernden Liebeskummer (wegen der Unerreichbarkeit seiner Geliebten) amüsant damit, dass der Dichter da „halt alle Bilder von ihr von seinem Handy habe löschen müssen“. Dies und einige weitere Vergleiche mit der heutigen Zeit (z.B. als Holzberg bei seiner Interpretation besonders frivol und sexistisch anmutender Textstellen in Ovids Metamorphosen auf die heutige Zuständigkeit einer Frauenbeauftragten verwies) erheiterten nicht nur die jugendlichen, sondern auch die mit der antiken Materie von Berufs wegen befassten Zuhörer und ließen den eineinhalbstündigen Vortrag sehr kurzweilig erscheinen.