Psychologie

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2018 Eichelsdorf

Ob illegale Drogen, Zigaretten, Alkohol oder auch „nur“ die tägliche Tasse Kaffee, fast jeder ist schon einmal in seinem Leben mit einem potenziellen Suchtmittel in Berührung gekommen.

Wenn aber Menschen den Konsum nicht mehr kontrollieren können und aus dem Genuss-ein Suchtmittel geworden ist, brauchen sie professionelle Hilfe.

Zwei Psychologiekurse der Q11 besuchten am 20. März 2018 mit ihrer Lehrerin Frau Rottmann und Referendaren die Entzugsklinik in Eichelsdorf –ein Ort, an dem solche Menschen Hilfe finden können.

Nach einer einstündigen Fahrt erwartete uns der Leiter Robert Soto-Löwenthal und vier Klienten, die uns offen alle Fragen beantworteten und mit uns ihre Erfahrungen teilten, im ehemaligen Klostergebäude.

Nach einer kurzen Vorstellung überreichte zunächst Frau Rottmann dem Leiter die Ergebnisse einer zuvor im Unterricht durchgeführten Umfrage bezüglich des Alkohol- und Cannabiskonsums der Schüler. Nachdem Herr Soto-Löwenthal die Ergebnisse selbst kurz ausgewertet hatte, betonte er aber, dass ein Konsum nicht bedeutet, dass man abhängig werden muss.

Da eine Therapie ohne Diagnose sinnlos ist, muss zuerst sicher eine Abhängigkeit festgestellt werden. Je mehr der folgenden Kriterien zutreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass man eine Sucht entwickelt hat:

  1. starke Lust bzw. Gier nach dem Suchtmittel
  2. so weite körperliche Gewöhnung, dass für denselben Effekt mehr konsumiert werden muss
  3. Entzugserscheinungen wie Nervosität, Reizbarkeit oder Muskelschmerzen
  4. erhöhter Zeitaufwand (Beschaffung der Substanz, Erholung von Folgen des Konsums)
  5. verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Menge und der Beendigung der Einnahme
  6. Fortsetzen des Konsums trotz des Bewusstseins über die Folgeschäden

Nachdem die Diagnose gestellt wurde, kann man entweder selbst- oder muss fremdbestimmt eine Therapie beginnen. Nachdem der Betroffene in einem Krankenhaus entgiftet wurde und der Körper von der Substanz nicht mehr abhängig ist, kommen die Klienten für bis zu sechs Monate in eine Fachklinik wie Eichelsdorf.

In Einzel- und Gruppentherapien werden vor allem die Ursachen für die Sucht ermittelt. Die vier Klienten berichteten, dass sie dem Leistungsdruck/Stress und/oder familiären Problemen mit Hilfe von Drogen entfliehen wollten. Dabei erklärte der Leiter, dass das Gehirn das erlebte Glücksgefühl mit der Droge verknüpft und eine Zufriedenheit ohne Substanz immer schwerer zu erreichen ist. 

Im Laufe der Therapie gewährt man den Klienten immer mehr Freiheiten, um sie auf ihr Leben danach vorzubereiten.

Neben der Freizeittherapie werden sie auch auf ihr späteres Berufsleben durch Ausbildung oder Praktika vorbereitet, da das dem Leben der Klienten eine gewisse Stabilität gibt.

Zum Schluss des Vortrages erläuterte Herr Soto-Löwenthal, dass Kinder, die nie eine gewisse Frustrationstoleranz entwickelt haben und nie gelernt haben, Wünsche zurückzustellen, anfälliger dafür sind, Suchtstörungen zu entwickeln.

Bevor wir uns auf die Rückreise nach Bad Kissingen begeben haben, wurden wir in kleinen Gruppen von jeweils einem Klienten durch das Schloss geführt.

Der Ausflug hat uns ermöglicht, das Thema Sucht aus der Sicht der Klienten zu sehen, was im Unterricht nur theoretisch vermittelt werden kann.