Am JSG gibt es derzeit vier Grundkurse im Fach Psychologie, was das große Interesse der Schülerinnen und Schüler an diesem Fach zeigt. Bad Kissingen bietet denjenigen, die sich mit dem Gedanken tragen, später im Bereich der Psychotherapie zu arbeiten, attraktive Möglichkeiten. Dies zeigte der Ärztliche Direktor der Kliniken Saale und Rhön, Herr Dr. Wolfram Franke, am Donnerstag, den 15.11. den Schülern in der Klinik Rhön. Außerdem gewährte er interessante Einblicke in das Klinikleben.

2018 Klinik Rhoen

Dr. Franke präsentierte zunächst das System teils privater Kliniken, teils eigener Kliniken der Deutschen Rentenversicherung in Bad Kissingen, zu denen - neben den Kliniken Rhön und Saale - die Marbachtalklinik, die Frankenklinik und die Klinik am Kurpark gehören. Insgesamt bieten diese Kliniken 700 Arbeitsplätze und sind somit ein interessanter potentieller Arbeitgeber für unsere Gymnasiasten – sei es für Ärzte mit der Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie oder als Psychologen, die die Ausbildung zum Psychotherapeuten absolviert haben oder absolvieren wollen. Die Kliniken Saale und Rhön sind für Berufseinsteiger umso attraktiver, als Psychologen während der Therapieausbildung schon das normale Gehalt eines Psychotherapeuten verdienen, was durchaus nicht selbstverständlich ist.

Die große Anzahl der Betten (allein 350 Betten in den Kliniken Saale und Rhön), für die es meist eine Wartezeit gibt, und die Summe, die jedes Jahr allein von der Rentenversicherung für psychosomatische Reha ausgegeben wird – über 6 Milliarden Euro –, mögen überraschen. Doch nimmt man an, dass 25 bis 30% der Bevölkerung an psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen leiden. Diese Erkrankungen stellen inzwischen den mit Abstand wichtigsten Grund für Frühverrentungen dar.

Konkret wurde den Schülern der Therapieplan eines Patienten vorgestellt, der neben Elementen aus der Kur, wie z.B. Massagen, berufliche Trainingseinheiten oder die Stärkung der psychosozialen Kompetenz beinhaltet. Ziel ist es, dem Patienten die Rückkehr in das berufliche Leben und in sein soziales Umfeld zu erleichtern. Eine Trennung des Patienten von seiner gewohnten Umgebung während eines stationären Aufenthaltes ist häufig nötig, da diese einen krankheitsauslösenden Faktor darstellen kann, wie etwa bei Ehestreitigkeiten oder Mobbing am Arbeitsplatz. Die wohltuende Wirkung von Entspannungsverfahren, die in der Psychotherapie eingesetzt werden, durften die Schüler am eigenen Körper während einer Reise durch den Körper erfahren.

Anschließend wurde die Psychotherapie als bewusst interaktioneller Prozess beschrieben, der nur möglich ist, wenn ein Konsens zwischen Therapeut und Patient über die Behandlungsbedürftigkeit der Krankheit besteht und wenn eine tragfähige emotionale Beziehung zwischen beiden besteht. Ziel der Psychotherapie ist die positive Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen. Neben Verfahren wie etwa der Verhaltenstherapie oder der Gesprächspsychotherapie gibt es die analytische Psychotherapie, die auf der von Sigmund Freud begründeten Psychoanalyse basiert. Wichtiger Teil der Psychoanalyse Freuds war das Instanzenmodell. Dieses gliedert die Persönlichkeit eines Menschen in drei Instanzen: Das Es, das Über-Ich und das Ich. An einem schülernahen Beispiel wurden die Instanzen illustriert. Sollten die Schüler wirklich die Klinik jetzt schon verlassen (das Über-Ich gibt ja vor, dass sie pünktlich zum Geschichtsunterricht in der Schule sein sollten), oder sollten sie in dem warmen Raum der Klinik Rhön mit dem schönen Ausblick bleiben und den spannenden Ausführungen lauschen, wie es das Es vielleicht möchte? Nach einer eingehenden Realitätsprüfung entschied das Ich, dass die Zeit zur Rückkehr ans JSG doch gekommen war.