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Solche und andere Weisheiten bekamen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a am vergangenen Freitagabend (01.02.2019) in Münnerstadt beim ersten Münnerstädter Poetry Slam zu hören.

Der Dichterwettstreit im 21. Jahrhundert

Was im antiken Griechenland die Olympischen Spiele begleitete und im Nürnberg des 16. Jahrhunderts als Meistersingertum aufblühte, verbindet heutzutage Menschen rund um den Erdball: der Wettstreit der Poeten, inzwischen besser bekannt unter dem Schlagwort „Poetry-Slam“.

Poetry-Slams sind offene Bühnen für Poesie und Prosa. Sowohl professionelle Performance-Poetinnen und -Poeten als auch Amateurschriftstellerinnen und –schriftsteller nutzen Poetry Slam
als Podium, um ihre Texte im direkten Wettbewerb mit anderen Teilnehmern zu erproben.

Begründet hat dieses Veranstaltungsformat Marc Kelly Smith in Chicago. Smith, ein ehemaliger Bauarbeiter, wollte mit seinem Poetry-Slam ein Gegengewicht zu den üblichen Lyriklesungen mit
Wasserglas und andächtiger Stille schaffen.

Charakteristisch für den Poetry-Slam ist der persönliche Austausch zwischen Slammern, Slam-Mastern und Publikum. Dieses nimmt aktiv am Poetry-Slam teil. Zwischenrufe sind möglich und stellen eine Form spontanen Feedbacks dar. Vor allem ist das Publikum direkt in die Bewertung der Beiträge einbezogen. Nach einer Runde von zehn bis zwölf Kurzbeiträgen kürt es durch gemeinsame Abstimmung oder vertreten durch eine Jury den Poetenkönig bzw. die Dichterkönigin des Abends.

Poetry-Slam in Münnerstadt

Den Dichter-Wettstreit in Münnerstadt, bei dem regionale aber auch Künstler nationaler Bekanntheit ihre tiefsinnigen Texte zum Besten gaben, besuchten die 23 Gymnasiasten zusammen mit ihren Lehrerinnen Frau Lehmann-Bachmann und Frau Harkleroad.
Beide Lehrerinnen hatten im Rahmen ihres Deutsch- bzw. Englischunterrichts bereits entsprechende Aspekte dieser „neuen Art von Poesie“ in der Klasse behandelt.

Die Idee für den Besuch des Poetry Slams jedoch kam keineswegs von den Lehrkräften sondern von einer Schülerin. Die Klasse ließ sich schnell begeistern und auch die beiden Deutsch-Lehrerinnen waren sofort Feuer und Flamme für diese besondere Aktion
außerhalb der Schulzeit.

2019 Poetry SlamDie Schüler erlebten einen kurzweiligen Abend, an dem ein vielfältiges Programm geboten wurde. Neben humorvollen Tönen eines Familienvaters, der den Besuch eines Indoor-Spielplatzes mit
dem einer Großraumdiskothek verglich und dabei erstaunliche Parallelen hervorhob, waren auch ein Plädoyer für mehr Emanzipation, philosophische Gedanken zu den begangenen Fehlern („Leichen“) eines jeden Menschen, Ausführungen „jenseits der Gürtellinie“, aber auch Texte über banale Dinge wie das Wetter zu hören.

Am Ende mussten sich Familienvater Oliver Walter, Mo aus Passau und Lokalmatadorin Hannah Conrady im Finale der extra aus Berlin angereisten Jessy James LaFleur geschlagen geben. Sie konnte der Zuschauer-Jury mit ihrem schauspielerischen Talent und einem theatralisch inszenierten Text über den Liebeskummer eines Mädchens, der aus Versatzstücken bekannter Songs bestand, 49 von 50 möglichen Punkten entlocken und gewann neben einer Flasche „Mürschter Tropfen“ auch die Herzen der Zuschauer.

„Da müssen wir wieder hin“, beschlossen spontan mehrere Schülerinnen, wozu ihnen der Moderator mit dem Hinweis auf eine ähnliche Veranstaltung, die demnächst in Schweinfurt stattfindet, auch gleich den passenden Rahmen lieferte.

Generell fielen die Reaktionen der 10. Klässler auf diese Veranstaltung ausnahmslos positiv aus. Auch die Veranstalter selbst waren über den großen Erfolg erfreut, so dass es auch in Münnerstadt einen weiteren Poetry Slam geben wird.