Psychologie

Login

Die beiden Psychologiekurse der Q12 fuhren kurz vor den Osterferien mit ihrer Lehrerin Frau Rottmann nach Eichelsdorf bei Hofheim um einen Einblick in eine Fachklinik für die Behandlung Drogenabhängiger zu erhalten. Im großen Stuhlkreis in der entweihten Kapelle des ehemaligen Klosters saßen die JSGler mit dem stellvertretenden Klinikleiter Herrn Hedinger und zwei Klient*innen der Klinik zusammen. Die Klient*innen beantworteten freiwillig, offen und sprachgewandt die facettenreichen Fragen der Schüler*innen. Auf diese Weise erhielten wir sehr persönliche Eindrücke der Lebensgeschichten der beiden Freiwilligen.2023 Eichelsdorf

So erfuhren wir von einer breiten Palette an verschiedenen illegalen Drogen. Eindrücklich zeigten die beiden Freiwilligen, wie eine Verschiebung von Cannabis, über Kokain, MDMA („Ectasy“), „Speed“ (Amphetamin) bis hin zu Heroin bei einem Patienten stattfand, weil die jeweils schwächeren Drogen nicht mehr ihre Wirkung zeigten.

Allein die punktuellen Berichte über die schwierige Zeit bei einer Entgiftung in darauf spezialisierten Krankenhauskliniken mit einer schrittweisen „Runterdosierung“ mit Ersatzstoffen wie Methadon ließen erahnen, wie schwierig allein der Beginn des Ausstiegs aus der Drogenabhängigkeit ist – sowohl physisch wie auch psychisch. Oft enden Ausstiegsversuche aus der Abhängigkeit bereits an dieser Stelle.

Die Betroffenen gewährten uns Einblicke in einige Erkenntnisse aus ihren Gruppen- und Einzeltherapien. Es sei auch nicht möglich, clean zu bleiben, wenn Familie, Partner, Freund*innen illegale Drogen konsumieren. Eine nicht-konsumierende Umgebung muss also aktiv aufgesucht werden um den Ausstieg auch nach einer Rehabilitationsmaßnahme in einer Klinik wie in Eichelsdorf dauerhaft überhaupt aufrecht erhalten zu können.

Herr Hedinger betonte, dass „die schlimmste Nebenwirkung der Sucht“ die Vergiftung von Beziehungen sei: innerhalb der Familie, mit Partner*innen, Freund*innen, im Arbeitsumfeld.

Da häufig mehrere illegale Substanzen konsumiert würden, man spricht von einem „Mischkonsum“, sind die Drogen noch gefährlicher. Immer wieder versterben Konsument*innen, das berichteten beide Klient*innen aus ihrem früheren konsumierenden Umfeld; Hedinger bestätigte die tödliche Gefahr. Wir haben auch verstanden, dass selbst Todesfälle durch Sucht im Umfeld nicht abschrecken, weil man durch den Konsum der Droge Heroin „wie gefühlstot“ sei.

Wichtig sei es laut Hedinger, dem Tag eine zeitliche Struktur zu geben. Dies sei „auf Drogen“ wie Crystal Meth nicht möglich, weil man auch in den Nächten wach sei, während Cannabis eher ruhig mache. So merkten wir sofort, wie zeitgenau die Abläufe im Klinikalltag stattfinden, als die beiden Patient*innen diese schilderten. Tagsüber müssen verschiedene Arbeiten und Dienste verrichtet werden; Fitnessstudio, Thermenbesuche, Laser Tag, aber auch Saunagänge auf dem Gelände dürfen in der gemeinsamen Freizeitgestaltung mit Betreuern jedoch nicht fehlen.

Wie bei allen angestrebten Veränderungen ist nach einer Entgiftung auf dem Weg aus der Abhängigkeit die Eigenverantwortung ein zentrales Momentum. Dabei sei es auch elementar, sich eigene Fehler einzugestehen.

Eltern könnten ihre Kinder in einer von Vertrauen und Zuneigung geprägten Atmosphäre bereits präventiv unterstützen, sollten aber auch kritisch nachfragen, wenn sie auffällige Beobachtungen machen würden, so Hedinger.