Über eine Geschichtsstunde der besonderen Art freuten sich heuer die 9. Klassen, letzten Donnerstag die 9a.
Die in Kissingen wohlbekannte Frau Hilla Schütze erzählte von ihrer Kindheit im Krieg und der Nachkriegszeit.
Mit ihrem Zwillingsbruder zu Beginn des Krieges geboren, berichtete sie fesselnd von ihren frühen Jahren im Krieg; das zerbombte Würzburg kannte sie von Besuchen; Bad Kissingen wurde – Gott sei Dank! - nicht Opfer des Bombenhagels. Sehr lebendig berichtete sie, mitwelchen Entbehrungen sie als Kinder konfrontiert waren, nachdem ihr Vater, ein Arzt, im Osten als Soldat vermisst und ihre Mutter an einer Krankheit viel zu früh verstorben war. So wuchsen ihr Bruder und die kleine Hilla bei ihrer Großmutter auf, die bereits im Ersten Weltkrieg ihren Mann verloren hatte. Die amerikanische Besatzungsarmee beschlagnahmte auch das Haus der Schützes, sodass die drei mit einer Notwohnung mit der Küche im Keller, ohne Wasserhahn und Heizung vorliebnehmen mussten.
Als die Geschwister knapp 18 Jahre alt waren, starb die Großmutter und ein Vormund bestimmte Hilla Schützes Lebensentwurf; sie durfte ihren Berufswunsch Lehrerin daher nichtrealisieren. Trotz der schweren Zeit erinnerte sie sich auch an einige humorvolle Anekdoten:bei ihrer Erstkommunion tropfte z. B. plötzlich eine Art roter Suppe von der Decke, genau auf die darunter beim Mittagessen sitzenden Feiernden; die Erklärung war, dass die über ihnenwohnende „Amischickse“ einen roten Teppich gewaschen und nicht zum Trocknen aufgehängt, sondern wieder auf den Boden gelegt hatte…. Mit warmen Worten erinnerte sich Frau Schütze an die Besatzungsmacht der Amerikaner, die den ausgehungerten Kindern Schulspeisung und Care-Pakete zukommen ließen und so etliche Leben retteten.
Eindringlich vermochte Frau Schütze in ihrer lebhaften Art den Jugendlichen den Wert des Friedens auch am Beispiel von anderen Städten wie Leningrad (heute wieder St. Petersburg) und Hiroshima, die sie besucht hatte, zu verdeutlichen.
Am Schluss durften die SchülerInnen sich ihr Büchlein über Kindheit zwischen 1940 und 1957 (Titel: „Nur für Dich!“) mitnehmen, das sich viele von der Autorin signieren ließen.