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Benjamin von Stuckrad-Barre signiert sein Buch "Auch Deutsche unter den Opfern".

Buchmesse Leipzig – das ist immer wieder ein sehr intensiver und facettenreicher Lernort. Denn plötzlich stehen sie leibhaftig neben einem – die Paul Maars, die Stuckrad-Barres, die Textbox-Größen um Bas Böttcher oder – besonders schrill,  die Nina Hagen! Und deren Bekenntnisse hätten den guten, alten Augustinus gewiss auch interessieren können, denn bei ihr geht es immer auch um Gotteserfahrungen. Auch in diesem Jahr, in dem Georg Klein mit einem sprachschönen Kindheitserinnerungsbuch glänzen und den Hegemann-Skandal vergessen machen konnte und den Preis der Messe verdient errang, ging es aber besonders schillernd auf der Sachbuch- und Feuilleton-Ebene zu.

Die Schüler des Leistungskurses Deutsch und die Referendare des Innenseminars stöberten auf dem Messegelände und am Abend beide Strömungen auf. Die traditionelle Linie, vertreten durch Martin Walser, Günter Grass, Herta Müller, und daneben die Jungen (wie den unvermeidlichen Clemens Meyer) oder die Neuerer der spoken-word-Bewegung, oder die Grenzgänger wie eben Stuckrad-Barre, der mit seinem Deutschland-Spiegel-Text „Auch Deutsche unter den Opfern“ einen großen, heiter-bösen Wurf – gesammelt aus vielen Beiträgen der letzten Jahre - vorlegen konnte.

Leipzig – das ist ein Schatzkästlein der grandiosen Leseorte, das ist außerdem eine Stadt, wo jedes Jahr die Messe neu gelesen und erfunden und von dem kundigen, neugierigen Publikum bei Leipzig liest immer wieder neu rezipiert wird. Dazwischen stets die herumgereichten Top-Autoren des Jahres, die bei 3sat, arte oder MDR ihre Aufwartung machten und auf mehr oder weniger präsente Gesprächspartner trafen. Nicht jeder hat die Qualität von Denis Scheck. Die Bandbreite bei den Medienterminen war auch immens. Vom großen Verlegerurgestein Egon Ammann bis zu feinsinnigen Humoristen wie Hans-Ulrich Treichel oder tempoorientierten Autorinnen aus der Hörspiel- und Dramentradition wie Kathrin Röggla.

Ein Wochenende, das im Flug verging, und am Sonntag durch eine präzise und narrative Leipzig-Führung des Krimiexperten Henner Kotte, selber ein Messe-Urgestein, gekrönt worden ist. Nicht zuletzt, als er auf dem Leipziger Marktplatz die Hinrichtung des armen Teufels Woyzeck plastisch werden ließ, justament als die Staatskarossen des Bundespräsidenten vor dem Rathaus vorfuhren.

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Henner Kotte, Leipziger Krimiautor, zeigt den Exkursionsteilnehmern seine Stadt.