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Trotz des privaten Charakters seines Familienbesuchs: Jack Steinberger besuchte das JSG und hielt einen Vortrag über Strom aus der Wüste

Auch wenn der diesjährige Besuch des Ehrenbürgers der Stadt Bad Kissingen und des Namensgebers des Jack-Steinberger-Gymnasiums eigentlich und hauptsächlich eine Familienangelegenheit war, ließ es sich der 89-jährige Jack Steinberger nicht nehmen, in ‚seiner‘ ehemaligen und jetzigen Schule einen Zwischenstopp einzulegen. Vor den Schülern der 10. Jahrgangsstufe referierte er über das Thema, das ihn im Moment am meisten beschäftigt: die Energie- und Umweltkrise, auf die vor allem die junge Generation zu schlittert, und Möglichkeiten, dieser zu begegnen.

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Steinberger, 1988 Nobelpreisträger für eine bahnbrechende Arbeit aus der Teilchenphysik, hat in den letzten Jahren angesichts der drohenden Energieknappheit und unumkehrbaren Gefahren der Erderwärmung über alternative Energiequellen recherchiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass allein die Option, Strom aus dem riesigen Energiepotential der Sonneneinstrahlung in großen Wüsten zu gewinnen, in der Lage sein kann, den ständig steigenden Energiebedarf einer ständig wachsenden Erdbevölkerung zu decken. Er hat den Vortrag ‚What Future for Energy and Climate‘ in den letzten zwei Jahren schon bei der Nobelpreisträgertagung in Lindau, in London, in Kopenhagen und im letzten Jahr vor den Kursteilnehmern der Grund- und Leistungskurse Physik am JSG gehalten und jedes Mal sehr viel Aufmerksamkeit damit erregt. Es ist ihm ein wichtiges Anliegen, auch möglichst viele Schüler des Jack-Steinberger-Gymnasiums aus erster Hand aufzuklären über dieses Thema.

Eindringlich zeigte er, wie der Energiebedarf der Menschheit im Laufe seines eigenen Lebens sprunghaft angestiegen ist und welche Vor- und Nachteile die gängigen alternativen Energiequellen haben, bevor er zu der von ihm als einzigem Ausweg gesehenen Lösung ohne Einsatz der viel zu gefährlichen Atomenergie und der in absehbarer Zeit zur Neige gehenden fossilen Brennstoffe kam, der Energiegewinnung durch Sonnenkollektoren in der Wüste. Steinberger zeigte dabei durchaus auch die kostenintensiven Speicherungs- und Transportprobleme etwa für Mitteleuropa auf, denn der Weg von der Sahara bis zu unseren Steckdosen ist weit. Er präsentierte seine eigene Kostenkalkulation, berichtete über seit 20 Jahren erfolgreich arbeitende Anlagen in den USA und in Spanien und über die neuesten technischen Entwicklungen im Bereich der Energiespeicherung und Übertragung der Sonnenstrahlen zur zentralen Sammeleinheit wie etwa Kollektortürme. Im Penthouse des JSG unterbrach er seinen auf Englisch gehaltenen und durch eine Powerpointpräsentation sehr anschaulich übermittelten Vortrag immer wieder, um die Schüler auf Deutsch zum Fragen, Hinterfragen aufzufordern, denn, wie er immer wieder betonte, es sei ihre Zukunft, von der er redete.

Nach dem doch ein wenig offiziellen Besuch im JSG, das er der Familie seines Sohnes Ned zum ersten Mal zeigen konnte, trafen sich er, seine  Frau Cynthia, seine Tochter Julia,sein Sohn Ned, dessen Frau und zwei Söhne mit den beiden früheren Schulleitern des JSG, OStD a.D. Gotthilf Riedel und OStD a.D. Erich Frey, die die nun schon seit über 20 Jahren bestehende freundschaftliche Beziehung Steinbergers zum Bad Kissinger Gymnasium begründeten bzw. die ausnahmsweise Benennung der Schule nach einem noch lebenden Namensgeber durchsetzten, und der jetzigen Stellvertretenden Schulleiterin Gerhild Ahnert zu einem nun wieder fast ganz dem familiären Miteinander gewidmeten Mittagessen.