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wahlen_1919

 

Bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 erhielten SPD, das katholische Zentrum und die linksliberale DDP (Deutsche Demokratische Partei), die Parteien der sog. „Weimarer Koalition“, reichsweit zunächst eine komfortable Mehrheit von 76,1 % der Wählerstimmen, während sowohl die konservativen Republikgegner als auch die Anhänger einer sozialistischen Räterepublik (USPD = Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) ein für sie enttäuschendes Wahlergebnis erzielten. In Bad Kissingen fällt auf, dass das rechte Parteienspektrum mit Ausnahme der Bayrischen Mittelstandspartei überhaupt nicht zu den Wahlen angetreten war. Nach der militärischen Niederlage und dem Zusammenbruch des Kaiserreichs hatten die dafür verantwortlichen konservativen Parteien wohl kaum Erfolgschancen und hielten es für opportun, sich während der Zeit der Revolutionswirren im Hintergrund zu halten.
Auch die sozialistische Alternative einer Räterepublik, wie sie die USPD vertrat, fand in Kissingen keinen Anklang: Die Partei kam auf ganze vier Wählerstimmen.
Stärkste Partei wurde mit 37,2 % die Bayerische Volkspartei (BVP), die bayerische Schwesterpartei des Zentrums, die allerdings eine föderalistischere und deutlich distanziertere Haltung gegenüber der republikanischen Verfassung einnahm, gefolgt von der DDP (34,3 %). Beide Parteien bekamen dabei sicherlich auch Stimmen aus dem nationalkonservativen Lager, um ein Gegengewicht zur SPD zu schaffen. Die SPD, deren traditionelle Wählerklientel aus der Industriearbeiterschaft in der Kurstadt fehlte, erhielt mit 24,4 % ein beachtliches Ergebnis, das sie bei den nachfolgenden Wahlen nie mehr erreichen sollte. Sie profitierte wohl auch von der revolutionären Grundstimmung nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung

 

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