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juliwahlen_32

 

Als sich die wirtschaftliche und innenpolitische Krise Ende 1931 und Anfang 1932 weiter zuspitzte, nahmen auch die nationalsozialistischen Aktivitäten im ganzen Landkreis zu. Besonders vor der Wahl des Reichspräsidenten und den Juliwahlen 1932 zum Reichstag überzog die NSDAP den ganzen Landkreis mit Reden, Versammlungen und SA-Aufmärschen. Nicht selten füllten Hunderte von Zuhörern die Versammlungshallen.
Nachdem Hitler bei der Präsidentenwahl (März/April 1932) gegen Hindenburg eine Niederlage hinnehmen musste, konnte seine Partei reichsweit ihren Stimmenanteil bei den Juliwahlen 1932 nochmals auf 37,2 % verdoppeln, in Kissingen (Stadt) erhielt die NSDAP 39,4 %. Wie der Anteil der 2776 Kurgäste, die in Kissingen  unter Vorlage eines Wahlscheins ihre Stimme abgaben (bei insgesamt 7883 Wählerstimmen) das Kissinger Wahlergebnis beeinflusst haben, ist schwer zu beurteilen, der Vergleich mit den Novemberwahlen, bei denen nur 238 Kurgäste hier wählten, lässt aber Rückschlüsse zu.

 

wahlvergleich_1932

 

Ein Vergleich der beiden Wahlen lässt Folgendes erkennen:

1) Die Kurgastwähler hatten offensichtlich überdurchschnittlich häufig DNVP gewählt, denn die DNVP sank im November in Kissingen deutlich von 14,3 % auf 10,7 %, während sie reichsweit zulegte.
2) Der prozentual hohe NSDAP-Anteil lässt sich keinesfalls auf das Wahlverhalten der Kurgäste zurückführen. Während nämlich reichsweit die NSDAP bei den Novemberwahlen erstmals einen Rückgang um immerhin
4,2 % der Stimmen hinnehmen musste, konnte sie in Bad Kissingen nochmals geringfügig zulegen.

Die auffällige Affinität der Kurgastwähler zu den Deutschnationalen lässt sich auch durch den Vergleich gleichzeitig stattfindender Reichtags- und Landtagswahlen von 1920 bzw. 1928 belegen. Während die DNVP z.B. bei den Reichstagswahlen 1928 20% der Stimmen erhielt, betrug ihr Anteil bei der am gleichen Tag stattfindenden Landtagswahl (ohne Beteiligung nichtbayrischer Kurgäste) nur 10,7%. Die NSDAP dagegen schnitt bei den Landtagswahlen prozentual etwas besser ab.
Der hohe Anteil an DNVP-Wählern ist wohl auch durch die gesellschaftliche Herkunft der vielen norddeutschen, nicht selten wohlhabenden Privatgäste erklärbar, von denen sich zunächst viele wohl eher von der konservativ-monarchischen Orientierung der DNVP als vom radikalen, gewaltbereiten Auftreten der völkischen NSDAP angesprochen fühlten.

 

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