Archivprojekt „Die Neue Synagoge in Bad Kissingen“ -

Klasse 9d auf Spurensuche der jüdischen Geschichte Bad Kissingens

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Bereits seit einigen Jahren erfreut sich am JSG das Projekt „Schule und Archiv“ in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv großer Beliebtheit bei den teilnehmenden Schülern. Der Workshop „Bismarck-Kult und Bismarck-Mythos in Bad Kissingen“  ist mittlerweile zu einer festen Einrichtung für die Geschichtskurse der 12. Jahrgangsstufe geworden und auch andere Schulen zeigen  Interesse und kommen mit ihren Schülern in „Bismarcks Basement“, um den Zeitgeist der wilhelminischen Epoche hautnah zu erleben und kritisch zu reflektieren.

Auch das zweite, von Studiendirektor Rudolf Walter konzipierte Archivprojekt „Die Neue Synagoge in Bad Kissingen“ wurde in diesem Schuljahr von Klasse 9 im Penthouse unseres Gymnasiums durchgeführt. 
Das Projekt beschränkt sich nicht auf das Bauwerk Synagoge, sondern begreift die Synagoge als sichtbaren Ausdruck und Symbol für die gelungene Emanzipation und Integration der Kissinger Juden, zum anderen symbolisiert ihre Zerstörung aber auch die gewaltsame Vernichtung einer jahrhundertelangen blühenden Kultur. 

Angesichts der Fülle des Quellenmaterials und der recht unterschiedlichen Ansätze, die das Thema bietet, werden fünf Teams mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten gebildet:

  1. Das Aussehen der Synagoge
  2. Planung, Bau und Einweihung der „neuen Synagoge“
  3. Zerstörung und Abriss
  4. Exkurs: Der Fall Hartinger  - Kritische Äußerungen eines Kissinger Kaplans zum Synagogenbrand und ihre Folgen
  5. Der Prozess gegen die Täter der Pogromnacht und die Regelung von Wiedergutmachungsansprüchen für die Synagoge


Von besonderer Wirkung auf die Schüler ist sicher der Blick in die Gestapoakten im Fall Hartinger, die den Schülern drastisch vor Augen führen, welche Folgen eine unvorsichtige, regimekritische Äußerung im NS-Überwachungsstaat hatte. Bewusst wird den Schülern aber auch - in der abschließenden Station - wie schwer sich die Nachkriegsgeneration im Umgang mit dem NS-Erbe tat. 

Besonders dass man als Schüler hier selbst aktiv wird, sich im Team austauschen und gemeinsam kreative Gestaltungsideen entwickeln kann, wurde von vielen Schülern als entscheidende Motivation empfunden. Geschichtslehrer Wolfgang Hofmann, der die Schüler auf das Projekt vorbereitet hatte und Frau Marlies Walter (Stadtarchiv), die die Schüler während des Projekts betreute, zeigten sich positiv überrascht über Engagement und Ideenreichtum der Schüler, die die teilweise recht anspruchsvollen Arbeitsaufträge in Teamarbeit erstaunlich souverän lösten und abschließend die Ergebnisse ihren Mitschülern präsentierten, illustriert auf Wandzeitungen oder - unterschiedliche Perspektiven aufzeigend - im Rollenspiel.

Nach den durchwegs positiven Reaktion der Schüler auf diese handlungs- und projektorientierte Form des Geschichtsunterrichts werden zukünftig sicher auch andere Klassen diesen Workshop durchführen, der sich gerade auch im G8 als fächerübergreifendes Projekt (zusammen mit den Fächern Religion, Kunst, Deutsch) anbietet.

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