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Hier ein paar Auszüge aus unserem Interview:

Kissinger Journal: Wie ging es dann mit Ihrer schulischen Laufbahn weiter? Sind Sie auf dem Internat geblieben?

von Bismarck: Nach sechs Jahren habe ich endlich diesen Knast verlassen und bin auf das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium gewechselt und später habe ich das „Graue Kloster“, Berlins älteste Lehranstalt, besucht. Naja, ich war wohl eher ein mittelmäßiger Schüler, ziemlich faul und meinem Schulbesuche fehlte – laut Abschlusszeugnis „die unausgesetzte Regelmäßigkeit“, aber 1832 hatte ich dann doch mein Abitur und konnte - zur Freude meiner Mutter - mit dem Jurastudium beginnen.

KJ: Sie waren darüber nicht begeistert?

von Bismarck: Doch, diese Zeit gehörte zu den angenehmsten Perioden meines Lebens. Weniger wegen der langweiligen Juravorlesungen als wegen der vielen Saufgelage mit meinen Kommilitonen und auch mit den Frauen ließ ich nichts anbrennen. Mit meiner zähnefletschenden, gelben Dogge verschaffte ich mir Respekt und Raufereien bin ich nicht gerade aus dem Weg gegangen. Bei den Frauen galt ich aber als perfekter Gentleman (setzt ein strahlendes Lächeln auf).

KJ: Die Professoren waren wohl weniger überzeugt von Ihren Vorzügen. Weshalb mussten Sie des öfteren Karzerstrafen absitzen?

von Bismarck: Damals steckte ich bis zum Hals in Spielschulden und vor allem war ich bei einigen Pistolenduellen als Beobachter anwesend, was strengstens verboten war. . .

. . .

KJ: . . . womit Sie uns neugierig machen, welche Rolle Frauen in Ihrem Leben spielen und gespielt haben.

von Bismarck: Das ist schnell beantwortet: Ich führe seit fast 50 Jahren eine glückliche Ehe mit Johanna Puttkamer. Ansonsten bin ich nicht großartig an der Frauenwelt interessiert (ironisch), da mein Herz einzig und allein für die Politik Deutschlands schlägt. Das lässt nicht viel Platz für Liebschaften zu!

KJ: Eine äußerst diplomatische Antwort! Aber es dürfte Sie nicht verwundern, dass wir hier doch einige Zweifel haben, schließlich gab es da  eine durchaus leidenschaftliche Affäre mit einer jungen englischen Adligen, mit der Sie durchgebrannt und mehrere Monate quer durch Europa gereist sind – und dies ohne genehmigten Urlaub!

von Bismarck: (beschwichtigend) Ich war damals 22 Jahre jung und hatte eben noch zuviel Romantik im Leibe.

KJ: Auch  mit 47 scheint Sie diese Romantik noch einmal überwältigt zu haben, man liest in den Gazetten, dass Sie sich bei einem Erholungsurlaub im französischen Seebad Biarritz  mit Katharina Orlowa, einer bildhübschen und 20 Jahre jüngeren russischen Gräfin, heimlich zwischen den Felsklippen getroffen und sich hoffnungslos in sie verliebt haben.

von Bismarck: Von Heimlichkeit kann keine Rede sein, Katharina war schließlich mit einem Bediensteten des russischen Zaren verheiratet, der uns auf unseren Spaziergängen begleitete; Katharina hat mich in ihrer Natürlichkeit fasziniert, mir sicher auch den Spaß am Leben zurückgebracht, vielleicht war ich auch ein bisschen verliebt in sie  . . . , aber mehr war da nicht. Ich habe auch meiner Frau in meinen Briefen ausführlich über meinen „Kurschatten“ geschrieben.

KJ: Gestatten Sie, dass wir doch gewisse Zweifel an Ihren Dementis haben.
Doch fahren wir fort. Uns interessiert natürlich auch die Frau an der Seite eines solch mächtigen Mannes. . .

. . .

KJ:  . . .
Doch fahren wir fort... Gibt es noch ein weiteres Laster in Ihrem Leben?

von Bismarck: Nun, wie unschwer zu erkennen ist, bin ich nicht nur in der Politik des Deutschen Reiches ein sehr wichtiger, sondern auch allgemein ein ge-wichtiger Mann (reibt sich stolz den Bauch). Und ich kann Ihnen sagen: Rauchen ist nicht der Grund meiner Leibesfülle! (lacht). Ich esse gern und viel! Es können unter Umständen schon mal 16 Eier zum Frühstück werden.

KJ (verblüfft) : Ah - ich verstehe . . . ja natürlich! Aber ein wichtiger Mann wie Sie, der soll auch ausreichend speisen, schließlich konnte Deutschland auf einen Hungerhaken als Reichskanzler getrost verzichten! Haben Sie bestimmte Lieblingsgerichte?

von Bismarck: Lieblingsgerichte? puh. . . (grübelt) Allgemein gesagt lege ich nicht viel Wert auf leichte, gesunde Küche. . . Das muss ich zu meiner Schande gestehen. Doch meinen täglichen Heißhunger stille ich am liebsten mit Kartoffelsalat, Königsberger Klopsen, Hausmacher Wurst. . . aber wahlweise natürlich auch Fisch, was wohl eher unter die Kategorie der gesunden Ernährung fällt.

KJ: Welche Art von Fisch bevorzugen Sie?

von Bismarck: Ich liiiiiebe Heringe, und gerade deshalb war es für mich selbstverständlich in die Anfrage eines Konservenfabrikanten einzuwilligen, der darum bat, seine Heringe zukünftig mit meinem Namen als „Bismarck–Heringe“ verkaufen zu dürfen. Auch wenn der ordinäre Hering vielleicht nicht den küchengesellschaftlichen Rang von Hummer oder Kaviar hat, so liegt dies doch ausschließlich an den Gewohnheiten des Adels. Mein Motto lautet dagegen: Wer den Hering nicht ehrt, ist des Hummers nicht wert. Fisch, insbesondere Hering, ist und bleibt eine köstliche Delikatesse und wichtiger Bestandteil meiner täglichen Leibesertüchtigung. Selbst auf meinem Diätplan hier in Bad Kissingen darf Hering nicht fehlen.

abgedruckt in:
Noch eine Frage Majestät . . . Schüler interviewen Prominente der Weltgeschichte, hrsg. Von Dierk Strothmann, Herbert Utz Verlag, München 2003,ISBN: 3-8316-1102-5
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