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Dr.Osten
Manfred Osten im JSG mit den chinesischen Schriftzeichen, die für Bildung und Person/Mensch stehen

Vor Jahren und Jahrzehnten ging die Angst in Deutschland um, der „Russe stehe vor der Tür“, oder wahlweise „der Japaner“. Beide Ängste haben sich zwar verflüchtigt, aber dass im Zeichen einer schneller zusammenwachsenden Wissensgesellschaft neue Herausforderungen auf die europäische Führungsmacht Deutschland warten, ist evident. Das neue Stichwort, sehr viel realistischer und hartnäckiger als die beiden zuvor, heißt China.

Manfred Osten machte sein Auditorium im JSG Bad Kissingen mit der Herausforderung China und seinem neuen Sprung zum Reich der Mitte bekannt. Weniger als Bedrohungsszenario, weit eher als faszinierende Begegnung mit einer Geisteswelt, die es – alleine – geschafft hat, als Basis einer Hochkultur zu existieren und zu überdauern. Es war vor allem eine Vortrags-Begegnung mit einem in China hochgewachsenen Neokonfuzianismus, der stark auf die Polungen Gemeinsinn und Bildungs- und Leistungsenthusiasmus setzt. In gewisser Weise also Gegenentwürfe zu Entwicklungen unserer Wertewelt, unseres Gesellschaftsentwurfs.

Manfred Osten, gelernter Jurist, Spitzendiplomat, Kulturhistoriker spannte einen weiten Bogen in die Geschichte des chinesischen Kaiserreichs zurück, auch in die Wirren der ersten Kulturrevolution, um plausibel zu machen, dass sich Rotchina auf sich selbst besinnt und mittlerweile in einer so deklarierten „Schildkrötenpolitik“ nicht mehr so sehr andere Kultur- und Forschungserfolge importiert, sondern seinen Brain-Train umkehrt, selbst zur konkurrierenden Exportmacht wird – gestützt auf drei entscheidende Säulen: Kapital, Arbeitskraft und eben Know How.

Manfred Osten gelang dabei eine thesenstarke und zugleich eminent faktenhaltige Begegnung mit China. Sein Plädoyer für unseren Umgang mit der Herausforderung richtete sich auf eine selektive Lernhaltung gegenüber China, v.a. in der Bereitschaft zu mehr Gemeinsinnanstrengungen, zu mehr Erziehungsbereitschaft und zu Bildungsinitiativen, welche die europäische Belehrungsgesellschaft auch wieder zum lernenden System macht. Großer Beifall und viele Signierwünsche standen am Ende des brillanten Vortragsabends: mit einem Manfred Osten, der 65 Minuten im freien Vortrag brillierte, bündelte und bilanzierte – und dann im Gespräch weitere Einsichten aufschloss.