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‚Was Ihr wollt‘ nannte William Shakespeare seine Komödie zur ‚Zwölften Nacht‘ (Dies der  Untertitel seines 1601 entstandenen Stücks.), mit der in der zwölften Raunacht (=Dreikönig) nach der Weihnachtszeit in seinen Tagen der Fasching begann. Die Theatergruppe der Oberstufe am Bad Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasium unter Leitung von Studiendirektorin Gerhild Ahnert  spielt sie 410 Jahre später zum Höhepunkt der Fastnachtszeit, am Donnerstag, 3. und Freitag, 4. März 2011 jeweils um 19 Uhr in der Aula der Schule.

Was-Ihr-wollt

Die Proben laufen im Moment auf Hochtouren; das Bühnenbild von Romana Kochanowski nimmt Gestalt an. Die Theatergruppe hat sich im Herbst letzten Jahres einstimmig  für Shakespeares Stück entschieden, denn es bietet eine ganze Fülle witziger Situationen, in denen sie ihr komödiantisches Talent und ihre immense Spielfreude ausleben können.

Und dennoch – Wie wäre das bei Shakespeare anders zu erwarten? – hat auch dieses Stück seine ganz ernsten Seiten. Und so geht es nicht nur darum, dass ein am Meeresstrand von Illyrien schiffbrüchig gestrandetes Zwillingspaar nach vielen Wirren am Ende die richtigen Partner findet, sondern es gibt da auch eine ziemlich heftige Mobbing-Geschichte, die die Schüler an Situationen erinnert, die sie aus ihrem Umfeld kennen.

Schadenfreude – das wusste auch Shakespeare – ist nicht nur sprichwörtlich die reinste Freude, sondern sie gerät allzu oft  in verdächtige Nähe zu Grausamkeit und Sadismus. Auf der höheren Ebene der Herrschaften spielt die Liebes- und Verwechslungskomödie und schlingert zwischen Romantik und Verzweiflung, zwischen irritierender Zuneigung zwischen Personen vermeintlich und wirklich gleichen Geschlechts und der herkömmlichen Zuordnung von Männlein und Weiblein am Ende. Hier  bemüht sich Herzog Orsino immer wieder um die ihn ständig abweisende Gräfin Olivia und schickt ihr zu diesem Zwecke seinen neuen Diener Cesario als Brautwerber ins Haus. In den hat er sich aber für ihn selbst unerklärlicherweise auch verliebt, nicht ahnend, dass es sich um eine als Mann verkleidete Frau, die schiffbrüchige Viola handelt. In die sich prompt auch die vom Herzog umworbene Olivia, was Brautwerber(in)  Cesario/ Viola in große Konflikte stürzt, da sie sich – hoffnungslos in ihrer Verkleidung als Mann – wiederum in den Herzog verliebt hat.

Auf der niedrigeren Ebene um Olivias Dienerschaft tobt dagegen ein Chaostrio, bestehend aus Olivias in ihrem Haushalt lebenden Onkel Junker Tobias von Rülp, ihrer Hausdame Maria und ihres Hofnarren Feste, seine schadenfroh-sadistischen Gelüste aus. Zielscheibe ihres Spotts  ist zum einen ein aussichtsloser Freier Olivias, Junker Christoph von Bleichenwang, der von Tobias ausgenommen und vorgeführt wird. Zu ganz ernsthaftem Mobbing versteigen sich die mehr oder weniger betrunkenen Verschwörer aber gegenüber Olivias Haushofmeister Malvolio, einem  selbstgefällig-trocken-arroganter Streber, der ebenfalls in Olivia verliebt ist und sich auch Hoffnungen auf Gegenliebe seiner Herrin macht. Diese Schwäche wird von dem Spaßtrio ausgenutzt; er wird bis an den Rand des Wahnsinns getrieben, ausgestoßen, weil er „ein Puritaner“ ist, gemobbt, in den Grundfesten seines Selbstwertgefühls erschüttert.

Shakespeares Stück ist ein Lehrstück über die verschiedensten Irrungen, Wirrungen, Abgründe, Irritationen von Liebe, über die Verletzlichkeit, Leichtgläubigkeit, den Tunnelblick von Liebenden und die Grausamkeit derer, die sich sicher wähnen vor deren Fängen. Schöne Ironie Shakespeares, dass sich auch die Hauptintriganten Tobias und  Maria am Schluss kriegen zur traditionellen Mehrfachhochzeit am Ende einer Komödie. All dies Themen, die der Theatergruppe Stoff boten, die Psychologie Liebender genauso auszuloten wie die Grausamkeit der Spötter und Mobber, was sie in den letzten fünf Monaten mit großem Einsatz trotz des vollen Stundenplans mit häufigem Nachmittagsunterricht unermüdlich getan hat.

Direkt vor den Faschingsferien will die Truppe das Ergebnis ihres Shakespeare-Projekts der Öffentlichkeit vorführen. Der Eintritt zu den beiden Veranstaltungen ist wie immer frei; doch sind die Theatergruppen der Schule (Bald werden es wieder drei sein.) auf die Spenden der Zuschauer für ihre weitere Arbeit angewiesen.