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Musikalische Finanzspritze für die Stiftung

Bericht von Thomas Ahnert (SAALE-ZEITUNG)


Der Verein der Freunde des Jack-Steinberger-Gymnasiums ist gerade dabei, seine finanziellen Ressourcen in eine Stiftung umzuwandeln. Um das tun zu können, muss er eine hohe Hürde überwinden, die ihm das Stiftungsrecht setzt: Er muss 50000 Euro sammeln, das gesetzliche Mindestkapital. Da ist nicht nur jede Spende recht, sondern auch jegliche Idee, wie man mit Aktivitäten Geld einbringen kann.

Eine solche Idee fand jetzt fernab von der Schule ihre Verwirklichung: Im Rossini-Saal gaben musikalisch begabte Schülerinnen - und ein Schüler - ein Konzert – fast allesamt junge Leute, die schon mit großem Erfolg am Wettbewerb "Jugend musiziert" teilgenommen haben. Den Erlös aus Kartenverkauf und Pausenbewirtung stifteten sie ungeschmälert für die Kasse des Vereins der Freunde.

Auch wenn verständliche kurzfristige Absagen einiger Akteure das Programm etwas gerupft hatten, war es, wie die zwei jungen Leute, die die Besucher begrüßten, betonten, tatsächlich "kein gewöhnliches Konzert". Es sei schön, meinten die beiden mit einem Seitenhieb auf die bayerische Schulpolitik, "dass es in Zeiten von G 8 immer noch Schüler gibt, die sich die Zeit nehmen, sich mit einem Instrument zu beschäftigen." Und das in allen Genres und Stilen: Das Programm reichte vom 16. Jahrhundert bis zum Hiphop und zu Michael Jackson. Und es bot ein Musizieren von wirklich ganz erstaunlicher Qualität.

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So spielte Barbara Stumpf (Klasse 6a) mit ihrer Altblockflöte, am Flügel begleitet von ihrer Mutter - und Lehrerin - Christine Stumpf, die Canzon Prima von Bartholomeo di Selva sehr flüssig und pointiert und mit perfekten Rhythmuswechseln nach den einzelnen Teilen, wobei sie mit ihrem erstaunlich stabilen Ton immer tänzerischer und leichter wurde. In der B-dur-Sonate eines Anonymus (um 1730) spielte sie die langsamen Sätze ruhig schwingend, die beiden Allegro-Sätze zupackend frisch, pointiert und mit erstaunlicher Kondition.

Ein Violinkonzert G-dur von Antonio Vivaldi hatten die beiden Kollegiatinnen Laura Schneider und Karolina Halbig ausgewählt. Es war ein schwungvolles, einverständiges Musizieren der beiden, technisch souverän, dynamisch schön barock terrassiert, wobei sich die Violine immer gut gegen das Klavier behauptete. Nur dem langsamen Mittelsatz  hätte ein etwas ausgeprägteres Messa di voce ganz gut getan.

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Bei Anna Sophia Stumpf (9a) - auch sie wurde am Flügel von ihrer Mutter begleitet - war nicht erstaunlich, was sie spielte: die dreisätzige Es-dur-Trompetensonate des Engländers James Hook ist eine geläufige Unterhaltungsmusik der Mozart-Zeit. Sondern das Wie: Obwohl sie erst vier Jahre spielt, hat sie schon einen tollen Ansatz und einen wunderbar weichen Ton, der ihr ein wunderschönes Legato erlaubt - auch wenn sie in ihrem Spiel immer ein bisschen den Eindruck des Beiläufigen zu erwecken sucht.

Geradezu abgeklärt spielte Laura Ströbert (6c) den berühmten ersten Satz aus Beethovens "Mondscheinsonate" mit einer sehr klugen Gewichtung der linken Hand und einem guten Gespür für lange Crescendi und Spannungsbögen.

"Embraceable You" von George Gershwin spielte Katharina Horsonek (10d), begleitet von Jolantha Spuziak. Die Flötistin, die bei "Jugend musiziert" schon einen 1. Preis im Ensemblespiel gewonnen hat, zeigte warum. Mit lockerem, virtuosem Spiel, mit genüsslichen Schleifern und Verzierungen und pointiert jazziger Rhythmik gab sie diesem Evergreen eine schöne Leichtigkeit.

Und dann kam Trong! Der Schwarm (fast) aller Mädchen am JSG und Umgebung! Eigentlich ist Trong Nguyen Kollegiat. Aber tatsächlich ist er Europameisterschaftszweiter im Hiphop, nicht ganz erfolglos bei Dieter Bohlens DSDS, bekannt aus Funk und Fernsehen. Er sang zwei Lieder des toten King of Pop Michael Jackson, als würde der selber doch noch leben, hatte ihn, wieder begleitet von Karolina Halbig, perfekt verinnerlicht in Stimme und Gestik.

Und dann, als der Flügel auf die Seite geschoben war, tanzte er, fegte er über die Bühne, schlug Salti vorwärts und rückwärts, wurde plötzlich zum Maschinenmenschen mit einer faszinierenden Synthese aus Elastizität und Zackigkeit. Die Jugend im Saal kreischte, die Älteren klatschten begeistert den Rhythmus. Ein mitreißender Schlusspunkt eines schönen und interessanten Konzerts.