Liebe Literaturinteressierte!

 

Am 1.12. 11 gastiert der renommierte Autor Friedrich Ani bei uns – auf Einladung des JSG und des KKKK Bad Kissingen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.

 

AF Ani Volker Albers-1Zum Autor. Friedrich Ani. Geburtsjahr 1959.

Der Münchner begann als Polizeireporter, bevor er sich zum Berufsschriftsteller entwickelte. Er darf als einer der wenigen deutschen Autoren gelten, die Gesellschaftsromane im Gewand der Kriminalgeschichte schreiben können, dabei ein breites Publikum, eine Fangemeinde erreichen und zugleich einen literarisch-ambitionierten Anspruch haben. Ani tritt auch immer wieder als gesuchter Drehbuchautor in Erscheinung. Für TATORT und andere Fernsehformate mehr. Sein neuestes hochinteressantes Projekt ist ein Fernsehthriller mit Dominik Graf als Regisseur, der eng dem ominösen „Fall Peggy“ folgt, der vor einigen Jahren die bayerische Öffentlichkeit beunruhigte und nach Meinung der Autoren unaufgeklärt ist.

 

Das Buch. Süden und die Schlüsselkinder.

Kurz vor Weihnachten verschwindet der 10-jährige Adrian aus dem Kinderschutzhaus, in das man ihn gebracht hat. Tabor Süden soll ihn suchen. Die SMS, die Adrian seiner Freundin Fanny schickt, geben Süden Hinweise auf Leute und Orte, die der Junge aufsuchen möchte. Erst vor Heiligabend findet er den Schlüssel zu Adrians Geheimnis ...

Sie können auf der Verlagsseite von DroemerKnaur auch eine ausführliche Leseprobe im PDF-Format einsehen und herunterladen.

 

"Plot ist Petersilie" - Friedrich Ani über das Schreiben von Kriminalromanen

“Figuren sind wichtiger als Plot. Gedanken und Erkenntnisse sind wichtiger als Plot. Empfindungen und seelische Verstrickungen sind wichtiger als Plot. Plot ist Petersilie.
Für einen wie mich, der seit jeher dazu neigt, die Petersilie mitzuessen, stellten Kriminalromane nie etwas anderes dar als Romane. Sprache, Charakterzeichnung, Melodie, Atmosphäre, Menschenkenntnis – deshalb lese ich solche Bücher, und wenn eine trickreiche Handlung dabei ist, umso besser. Notwendig ist sie für mich nicht.
Unter uns: Ich bezweifle, dass manche Krimileser, die den Lokalkolorit, das Urige, das Heimathaft-Vertraute, den gespielten Thrill allen anderen Kriterien bei der Lektüre vorziehen, mit den Werken eines Raymond Chandler, James Ellroy, Ken Bruen oder womöglich Cornell Woolrich glücklich würden. In diesen von den Schatten der menschlichen Existenz durchzogenen und vom verzweifelten Ringen der Figuren um ein wenig Sonnenaufgang geprägten Büchern fehlt der Kuscheleffekt komplett. Ist das schlimm? Für mich nicht. Mich ermutigen diese Geschichten, sie gaukeln mir nicht vor, am Ende eines gelösten Kriminalfalles wären die Risse in der Realität gekittet und die allgemeine Ordnung wieder hergestellt.
Das heißt nicht, ein Kriminalroman sollte die Welt erklären und die Leser möglichst gebeutelt zurücklassen, damit diese sich auf keinen Fall Illusionen über ein letztlich doch gesichertes Leben machen.
Dennoch - was ich eigentlich schon möchte, ist: Dass jemand, der meinen Roman liest, eine Zeitlang in der Vorstellung lebt, dieser Tabor Süden sei ein Schwellenwächter in den bedrängendsten und einsamsten Momenten. Er ist da und hört zu, er hat eine Idee vom Weitermachen und findet vielleicht die unsichtbare Tapetentür, durch die man nach draußen gelangt, befreit von einer uralten schweren Zimmerlastigkeit.
Das sind so die Sachen, die ich mir manchmal ausmale. Aber meist taucht dann dieser Süden auf und sagt: Auf geht’s, wir haben zu tun! Und dann schreibe ich weiter in der schönen Hoffnung, meine Figuren werden schon wissen, warum sie ausgerechnet mich als ihren Autor gewählt haben.“

Tabor Süden ist ein besonderer Kriminalist, zugleich Anis produktivste Figur. Zu 15 Fällen und damit 15 Büchern hat er den Autor inspiriert. Nicht immer drehen sich die Fälle um Mord und Totschlag. Vielmehr faszinieren den Autor Menschen, die spurlos verschwinden – und deren Motive dafür. Scheinbar nebenher, aber effektiv bilden die Geschichten auch deutsche Wirklichkeit unter deutschen Dächern ab, als Spiegelbild gesellschaftlicher Missstände und sozialer Zerklüftungen. Da die Hauptfigur eine lebenssatte, zutiefst humane und humorfähige Gestalt ist, bekommen die Plots auf diesem Wege ein gutes Gegengewicht. Ani wird in seiner Wirkung als gesellschaftskritischer Krimiautor von der Fachzeitschrift LITERATUREN 2011 mit Martin Suter und John le Carré verglichenIch würde mich freuen, wenn Sie den Termin wahrnehmen könnten.

 

Herzliche Grüße

Peter Rottmann