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peter-rottmann-2012Geht ein altgedienter Lehrer in den Ruhestand, dann wird meist die Metapher vom „Urgestein der Schule“ bemüht. Wenn diese aber bei einem noch recht jungen Kollegen in den Sinn kommt, muss es sich bei diesem um etwas Besonderes handeln. Peter Rottmann ist sowohl jung als auch eine der tragenden Säulen des Jack-Steinberger-Gymnasiums. Und so freut sich das Bad Kissinger Gymnasium einerseits mit ihm über die Ernennung zum Schulleiter des Bayernkollegs in Schweinfurt, andererseits steht es vor dem Problem, die vielen Lücken, die er mit seinem Weggang an der Schule hinterlässt, schließen zu müssen. Peter Rottmann kam im Februar 1996 als 29-Jähriger an die Schule und prägte von Anfang an das schulische Leben nicht nur durch einen äußerst engagierten und erfolgreichen Unterricht, sondern auch durch Aktivitäten, die weit über das Unterrichtsgeschehen hinaus gingen.

Seine enormen pädagogischen und organisatorischen Fähigkeiten führten dazu, dass er schon in jungen Jahren mit vielfältigen Aufgaben betraut wurde wie dem Amt des Zweitprüfers beim Staatsexamen für Sozialkunde an der Universität Würzburg, der Berufung in die Lehrplankommission für den Leistungskurs Sozialkunde beim Institut für Schulpädagogik im Kultusministerium in München. Gleichzeitig mit seiner Ernennung zum Oberstudienrat 2005 wurde Rottmann 1. Fachbetreuer für Deutsch und Mitarbeiter in der Schulleitung des JSG. Bei der Einrichtung des Studienseminars für Deutsch 2009 wurde er Seminarlehrer für das Fach Deutsch und hat seitdem drei Jahrgänge von Studienreferendaren betreut und mit den Anforderungen an einen Deutschlehrer am Gymnasium vertraut gemacht. Anfang 2011 wurde er vom Kultusminister zum jüngsten Studiendirektor Bayerns ernannt.

Was aussieht wie eine Lebenslaufbahn im Schnelldurchlauf spiegelt aber nur zum Teil wider, was der erfolgreiche Pädagoge für das JSG getan hat. Peter Rottmann leitete einige Jahre mit großem Erfolg die Theatergruppe Mittelstufe an der Schule und schloss seine Arbeit mit einer sehr erfolgreichen Aufführung einer modernen Adaption von Shakespeares ‚Romeo und Julia‘ ab. Er betrieb sehr engagiert die Etablierung des Wettbewerbs ‚Jugend debattiert‘ an der Schule und führte seine Debattenschüler zu großen Erfolgen, etwa bis zum Bundesentscheid in Berlin. Seine Tätigkeit als Beirat für Lesungen im Kissinger Kunst- und Kulturkreis, seine enorme Belesenheit im Bereich der zeitgenössischen Literatur und sein Anliegen als Pädagoge, den Schülern des JSG und allen Literatur-Interessierten aus Stadt und Umgebung lebendige Literatur frei Haus zu liefern, machten ihn zum wichtigsten Veranstalter für Autorenlesungen in Bad Kissingen in den letzten 10 Jahren. Zunächst im Sparkassenpavillon, dann, als dieser nicht mehr zur Verfügung stand, im ‚Roten Salon‘, der Mensa des Jack-Steinberger-Gymnasiums, lasen Autoren wie Friedrich Ani, Alex Capus, Georg Klein, Andrea Maria Schenkel, Lilian Faschinger und viele mehr. In Zusammenarbeit mit Gerhild Ahnert war er an der Konzipierung des ‚Bad Kissinger Literaturwettbewerbs für junge Schreiber von 15 bis 25‘ beteiligt und lud junge Dozenten des Leipziger Literaturinstituts für Kurse in ‚Kreativem Schreiben‘ an die Schule ein. Auch einen veritablen Poetry Slam für die Schüler der Oberstufe brachte er in die Aula des JSG.

Im Rahmen des von ihm ins Leben gerufenen ‚Politikforums‘ konnten Schüler und in zum Teil auch öffentlichen Veranstaltungen andere Interessierte eine ganze Reihe von Politikern kennen lernen: Vom umstrittenen Günter Schabowski bis zu Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Europaabgeordneter Anja Weisgerber oder dem Linken-Chef Klaus Ernst und vielen anderen stellten sich viele interessante Persönlichkeiten des politischen Lebens mit Vorträgen und im direkten Gespräch in der Schule vor.

Zu Beginn des Schuljahres wird Peter Rottmann (Familienvater mit drei Kindern und Wohnsitz in Schonungen bei Schweinfurt) seine Schulleiterstelle am Bayernkolleg in Schweinfurt übernehmen. Für das Jack-Steinberger-Gymnasium und das kulturelle Leben in Bad Kissingen bedeutet sein Weggang einen Verlust, der nur schwer wettzumachen sein wird.

Gerhild Ahnert