P-Seminar Schlafverhalten des Jack-Steinberger-Gymnasiums chronotypisiert über 600 Schüler!

2015 P Seminar SchlafVH

Letztes Schuljahr ermunterten die P-Seminaristen des von Frau Rottmann geleiteten Kurses sämtliche Schüler des Jack-Steinberger-Gymnasiums für Forschungszwecke an einer wissenschaftlich begleiteten Studie teilzunehmen. Über den externen Partner Dr. Thomas Kantermann konnte der Fragebogen der LMU, der „Munich Chronotype Questionnaire“, genutzt werden und dann auf die Daten zugegriffen werden, um die Schlafzeiten der Schüler anonymisiert unter die Lupe nehmen zu können.

Rund ein Drittel der an der Studie teilgenommenen Schüler des Jack-Steinberger-Gymnasiums haben ihre Schlafmitte zwischen 4 und 6 Uhr in der Früh. Gerade Jugendliche brauchen weit mehr als acht Stunden Schlaf. Da viele Entwicklungsprozesse ablaufen – immerhin wird in der Pubertät auch das Gehirn komplett umgebaut – benötigen viele sogar bis zu 10 Stunden Schlaf. Dies wiederum bedeutet, dass ein Schulbeginn um 8 Uhr für den Großteil der Jugendlichen viel zu früh ist! Einige Studien zeigen, dass nur 15 Prozent der Jugendlichen ausreichend Schlaf unter der Woche abbekommen. Problematisch ist es, dass Jugendliche versuchen, über Nikotin-, Alkohol- und Koffeinkonsum Schlafmangel entgegenzuwirken, was Durchschlafen wiederum verschlechtert.

Einfach nur früher ins Bett zu gehen hilft oft auch nicht, da biologisch gerade im Jugendalter die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin später stattfindet und Einschlafen somit nicht einfach früher stattfinden kann.

Gute 20 Prozent haben ihre Schlafmitte sogar noch später als 6 Uhr. Für diese Schülergruppe liegt der Schulbeginn um acht eigentlich „Mitten in der Nacht“.

Ca. 13 Prozent haben ihre Schlafmitte zwischen 3 und 4 Uhr, lediglich knapp 3 Prozent sind frühere Chronotypen und haben ihre Schlafmitte zwischen 2 und 3 Uhr. Nur diese letzten beiden Gruppen dürften einigermaßen gut mit dem Schulbeginn um acht in ihrem Tagesrhythmus klarkommen, gesetzt den Fall, dass sie nicht erst noch eine lange Anreise mit dem Schulbus haben. Da bisherige Studien bereits zeigen konnten, dass Spättypen ihre besten Leistungen im Vergleich zu den Frühtypen auch erst später am Tag zeigen können, wäre es sinnvoll, Leistungserhebungen nicht gleich in den ersten Stunden zu schreiben.

In den Niederlanden läuft daher bereits ein Pilotprojekt mit einer Gleitzeit der Schulanfangszeiten, um früheren Chronotypen, sog. Lerchen, und späten, sog. Eulen, entgegenzukommen. In vielen Ländern beginnt Schule viel später als bei uns. Auch in Großbritannien wird im Rahmen des Teen Sleep über 4 Jahre ein Schulbeginn um 10 Uhr begleitet.

Viele Schüler waren bei den Infoveranstaltungen des P-Seminars sofort von einem späteren Schulbeginn begeistert. Einzig die Sorge, alles würde sich noch weiter in den Nachmittag hinein verschieben, ließ Zweifler verständlicherweise gegenstimmen. Chronobiologen wie Dr. Peter Spork behaupten, dass man viel effektiver in viel weniger Zeit arbeiten könnte, wenn man Arbeitszeiten an menschliche Bedürfnisse anpassen würde. Das gilt sicherlich auch für Schulzeiten. Und gesünder wären wir dann auch!