2016 Eichelsdorf

Cannabis, Alkohol, Crystal Meth, Extasy, Kokain –

Das sind die typischen Suchtmittel, die den Patienten in der Fachklinik Schloss Eichelsdorf zum Verhängnis wurden. In der Klinik im Landkreis Haßberge werden vor allem Menschen mit einer sogenannten Doppeldiagnose, wie zum Beispiel einer Drogensucht mit zusätzlicher Depression oder Persönlichkeitsstörung behandelt.

Wir, die Psychologiekurse der Q11, durften zusammen mit Frau Rottmann und einigen Referendarinnen im Rahmen des Unterrichts diese Einrichtung im kleinen Ort Eichelsdorf bei Hofheim besuchen, um interessante Eindrücke zu gewinnen.

Nach einer einstündigen Busfahrt erwartete uns in dem ehemaligen Klostergebäude ein Vortrag des Diplom-Psychologen Robert Soto-Löwenthal, der seit 9 Jahren das Klinikum leitet. Neben einigen Basisinformationen zum Standort sprach er ebenfalls über sein Studium und den Beruf des Psychologen, welchen er selbst als Berufung versteht. Im Folgenden kamen wir auf das eigentliche Thema des Tages zu sprechen – die Sucht.

Unterstützung bekam Herr Soto-Löwenthal hierbei von drei seiner Klienten, die uns ganz offen zahlreiche Fragen beantwortet, sowie eigene Erfahrungen mit uns geteilt haben. Es gehe hauptsächlich um die Gründe, die sie dazu verleitet haben, regelmäßig Drogen zu konsumieren. So nannte einer zum Beispiel die Trennung der Partnerin als Hauptauslöser seiner Drogenproblematik, ein weiterer Patient hingegen sieht das soziale Umfeld und den Gruppenzwang als persönliche Ursache.

Bevor die Patienten in die Klinik kommen, machen sie in einem Krankenhaus einen Entzug. Erst dann kann die Therapie in Eichelsdorf beginnen. Offiziell sind alle Patienten „freiwillig“ in der Klinik. Allerdings gibt es einige, die sich nach § 35 des Betäubungsmittelgesetzes zwischen einer Haftstrafe und einem Klinikaufenthalt (gekoppelt an Bewährungsstrafe) entscheiden mussten. Somit sind sie zwar „freiwillig“ in der Klinik, entgehen dadurch aber einer Gefängnisstrafe, die auf eine substanzspezifische Straftat zurückgeht.

Der Alltag in der Klinik ist geprägt von strukturierten Abläufen. Er beginnt um 7:30 Uhr mit einer ersten Alkoholkontrolle, gefolgt von Frühstück und Gruppengespräch mit den Therapeuten. Nach der Haus- und Gartenarbeit, die von allen Patienten zusammen erledigt wird, folgen Einzeltherapien und Freizeit, die wahlweise auch zum gemeinsamen Schwimmen und Sporttreiben genutzt werden kann. Um 23:30 Uhr schließlich, müssen alle Klienten wieder im Klinikum sein, wo erneut Alkoholkontrollen, sowie stichprobenartig und bei Verdacht auch Tests für andere Substanzen durchgeführt werden. Rauchen ist in der Klinik erlaubt, denn für viele Patienten wäre es unmöglich – zusätzlich zum Entzug der „harten“ Drogen – gleichzeitig noch auf Nikotin verzichten zu müssen.

Trotz regelmäßiger Kontrollen gebe man den Patienten viel Verantwortung und Selbstbestimmung, wie zum Beispiel auch bei den Strafen für Fehlverhalten und Unpünktlichkeit, welche aus Sozialarbeit bestehen und selbstständig auferlegt und kontrolliert werden. Vor allem auch der Zusammenhalt innerhalb der Patienten- und Therapeutengruppen und das gemeinsame Miteinander seien wichtige Faktoren während der 6- bis 10-monatigen Therapie. Es bestehe zudem die Möglichkeit, dass ganze Familien gemeinsam in Therapie gehen. Generell sei es zwar möglich, dass man mehrmals in die Klinik zur Therapie kommt, doch die Therapiemotivation des Patienten werde vor nochmaliger Aufnahme genauestens vom Therapeutenteam überprüft.

Während seines Vortrages warnte der Klinikleiter eindringlich vor sogenannten Legal Highs. Dies sind Drogen, die beispielsweise als Kräutermischungen oder Badesalz angeboten werden. Sie enthalten häufig Rauschmittel, Stimulanzien oder chemische Wirkstoffe, die auf den Verpackungen nicht ausgewiesen sind. Der Klinikleiter betonte die Gefahr, die von diesen Stoffen ausgeht. Allein im letzten Jahr wurden aufgrund von Legal Highs im Raum Nürnberg 30 Drogentote verzeichnet.

Als Abschluss unseres Aufenthalts wurden wir von den Patienten sowie dem Klinikleiter in Kleingruppen durch die Außenanlagen und die Gebäude des Schlosses geführt. Nach einem aufschlussreichen Nachmittag traten wir am späten Nachmittag unsere Heimreise nach Bad Kissingen an.