Nach etwa zwei Stunden erreichten sie den bei Weimar gelegenen Ettersberg, welcher eines der größten und wohl auch grausamsten Arbeitslager der NS Zeit beherbergte.

Nach der Ankunft nahmen die Schüler zuerst an einer Filmvorführung teil, in der ehemalige Insassen von den menschenverachtenden Zuständen, dem Hunger und den bestialischen Methoden und Strafen der Nationalsozialisten im KZ Buchenwald berichten. Auch wurden in diesem Film die Umstände der Entstehung und der Befreiung des Lagers durch die US Armee genauer beschrieben.

In Gruppen gingen die Schüler anschließend bei einer Führung durch das Arbeitslager auf denselben Wegen, auf denen die Inhaftierten damals in das Lager hineingetrieben wurden. Unter anderem besichtigten die Klassen ein Bärengehege, welches zur Belustigung der SS-Angehörigen und deren Familien diente. Keine zehn Meter entfernt befindet sich der rekonstruierte Stacheldrahtzaun, der, zusammen mit den Wachtürmen und den von der SS abgerichteten Bluthunden, eine Flucht aus dem „grauenvollsten Ort, den man sich nur vorstellen kann“, wie es ein Inhaftierter nannte, unmöglich machte.

Danach wurden die Schüler von den Führern durch das restaurierte Haupttor, neben dem sich Einzelzellen für unliebsame „Störenfriede“ befinden, gelotst. Der Blick fiel dabei auf eine in Metalllettern am Eingangstor prangende Inschrift „Jedem das seine“, die an Gehässigkeit und bösartigem Sarkasmus kaum mehr überboten werden kann. Im eigentlichen Lagerinneren sind die früheren Standorte der Holzbaracken durch Markierungen im Kies angedeutet. Wie die Schülerinnen und Schüler erfuhren, litten in jeder dieser Baracken etwa 1500 Gefangene auf engstem Raum. Im Anschluss konnte man eine Gedenkplatte mit den Nationen der Ermordeten besichtigen, welche auf Körpertemperatur aufgeheizt ist, und so an die vielen Opfer erinnern soll, die an diesem Ort gestorben sind.

Daraufhin begaben die Gruppen sich zu einem hässlichen Backsteingebäude mit hohem Schornstein, dem ehemaligen Krematorium des Lagers. Auf Bildern im Inneren des Gebäudes, welches auch die Pathologie, in der den Toten vor ihrem Verbrennen die Goldzähne herausgebrochen wurden, enthält, konnten die Schüler erkennen, dass sich einst auf dem Hof des Krematoriums große Leichenberge befanden. Anschließend besichtigten die Schüler die drei Öfen, in denen die Nazis ihre Opfer verbrannten. Der darunterliegende Leichenkeller, den man über eine enge Treppe betreten konnte, diente nicht nur als "Zwischenlager" für die zahllosen Toten, sondern auch als Hinrichtungsstätte, an der viele Menschen qualvoll erdrosselt wurden.

Im Nebengebäude des Krematoriums ist die Genickschussanlage, die ursprünglich an einem anderen Ort stand, nachgebaut. Sie verdeutlichte den Schülern sehr eindrücklich die schreckliche Art und Weise, auf die fast 5.000 russische Kriegsgefangene hier heimtückisch erschossen wurden. Vor der Heimreise wurde von den Schülern das Museum der Gedenkstätte im ehemaligen Effektenhaus erkundet. Dieses umfasst etwa 10.000 Fotografien und Gemälde, auf denen die amerikanischen Befreier und die Insassen selbst Beweise für die Nachwelt gesichert haben, um das Grauen zu belegen, das sich dort zugetragen hat. Auch Briefe von Häftlingen, die nie von der SS aufgegeben wurden, sind in diesem Museum ausgestellt. Nachdem die Schüler dies alles gesehen hatten, stellte sich vielen von uns die Frage, wie Menschen dazu fähig sein konnten, ihren Mitmenschen solche Verbrechen anzutun. Eine Antwort auf diese Frage wird wohl nie gefunden werden. Fest steht, dass sich so etwas nicht noch einmal abspielen darf und die Menschheit alles daran setzen muss, derart grausame Ereignisse zu verhindern und sie niemals zu vergessen.

 

Christian Greubel

 

torgebaude
schmiedeeisernes_lagertor
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lagerzaun seziertisch