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Unser Gymnasium kann 2002 auf 131 Jahre Schulgeschichte zurückblicken. Im Vergleich zu manchen alten Gymnasien, die auf ehemalige Latein- oder Klosterschulen zurückgehen und mehrere Jahrhunderte Schulgeschichte aufweisen können, ist unsere Schule noch relativ jung. Gegenüber den zahlreichen Neugründungen von Gymnasien der Sechziger und Siebziger Jahre haben wir natürlich auch schon ein ehrwürdiges Alter. Die letzte Jubiläumsfeier fand 1996 zum Anlass des 125-jährigen Bestehens statt.

 

1871: Königlich-bayrische Gewerbeschule 

Im Werdegang der Schule dokumentiert sich eine höchst interessante Entwicklung. Angefangen hat sie 1871 als dreiklassige Königlich-bayrische Gewerbeschule. Die von Elternseite gewünschte Lateinabteilung fiel freilich schon in der Anfangszeit den finanziellen Schwierigkeiten zum Opfer. Kommisarischer Schulleiter war übrigens über 4 Jahre lang der Bürgermeister.

 

1877: Königlich-bayrische Realschule

Im Zuge der Angleichung an die übrigen Bundesstaaten des deutschen Reiches wurde die Gewerbeschule 1877 in eine sechsklassige Königlich-bayrische Realschule, also eine "Oberrealschule ohne Oberstufe", umgewandelt.

realschule

Königliche Realschule Bad Kissingen um 1914

1878 wurde eine bis 1945 bestehende meteorologische Station angegliedert.

Wenige Jahre nach Schulgründung wurden die staatlichen Mittel für den Unterhalt der Schule gekürzt. 1884 wurde deshalb schon ein "Verein für die ungekürzte Forterhaltung der sechsklassigen Realschule" gegründet, der erste Vorläufer unseres heutigen "Vereins der Freunde". Nur durch private Spenden und einige Stiftungen konnte die Existenz der Schule gesichert werden.

1900 wurden die immer wieder gewünschten Lateinklassen endlich angegliedert; sie bestanden nur bis 1908. Der Name "Realschule mit Lateinabteilung" war also nur von kurzer Dauer. Von 1909 bis 1920 wurde eine Handelsabteilung angeschlossen. 1926 wurde erneut eine Lateinabteilung beantragt, wegen fehlender Mittel aber abgelehnt. Schon 1907 wurde das chemische Labor der Schule aus Mitteln des Finanzministeriums eingerichtet, da die offizielle Analyse der Mineralquellen dem Chemielehrer der Schule übertragen wurde.

 

1937: Oberrealschule

1937 erfolgte schließlich der Ausbau zur Vollanstalt und damit zur Oberrealschule. Die erste Reifeprüfung 1939 bestanden 11 Abiturienten und 2 Abiturientinnen. Im gleichen Jahr wurden die Kreuze aus den Klassenzimmern entfernt. Drei Angehörige des ersten Abiturjahrgangs sind in den nachfolgenden Kriegsjahren gefallen.

Der zweite Weltkrieg hat den Unterricht von Jahr zu Jahr stärker in Mitleidenschaft gezogen. So konnte im letzten Kriegsschuljahr 1944/45 regulärer Unterricht nur noch in der Unterstufe gehalten werden. Die Schüler und Schülerinnen der Mittel- und Oberstufe waren beim Ernte-Einsatz, bei Schanzarbeiten im Westwall, beim Reichsarbeitsdienst, als Luftwaffenhelfer oder als Soldat im Einsatz.

In den Nachkriegsmonaten war die Oberrealschule bis 1.12.1945 geschlossen.

 

1952: Realgymnasium - Bau des heutigen Schulgebäudes

1950 wurde das damalige neunte (heute 13.) Schuljahr wieder eingeführt. Somit wurde die schon lange bestehende Raumnot im alten Schulgebäude an der Maxstraße immer drängender und ein Neubau unumgänglich. Freilich dauerte es noch bis 1956, bis der Stadtrat zum Bau des neuen Schulgebäudes grünes Licht gab. Die Verwirklichung ging dann doch erstaunlich schnell vonstatten. Schon 1957 konnte der Grundstein gelegt und das Richtfest gefeiert werden. Im November 1958 wurde unser heutiges Schulgebäude bezogen und eingeweiht.

Schon vor der räumlichen Erweiterung war mehrmals eine Erweiterung im Lernangebot gewünscht worden. Hatten Gewerbeschule, Realschule und Oberrealschule ihren Schwerpunkt doch eindeutig im mathematisch- naturwissenschaftlich- technischen Aufgabenfeld, so war immer wieder durch die Angliederung von Lateinklassen eine etwas stärkere Betonung des sprachlich- geisteswissenschaftlichen Bereichs angestrebt worden.

1951 wurde eine Angliederung eines neusprachlichen Zweiges an die Oberrealschule wegen der auch damals angespannten Finanzlage des Freistaates nicht bewilligt. Daraufhin entschieden sich Lehrerkollegium und Eltern 1952 mehrheitlich für die Umwandlung der bisherigen Oberrealschule in ein (neusprachliches) Realgymnasium mit der Sprachenfolge Latein, Englisch, Französisch. Im Schuljahr 1952/53 begann die erste Lateinklasse des Realgymnasiums (im Aufbau) und 1960/61 legte der letzte Jahrgang der Oberrealschule sein Abitur ab.

 

1971: Schulversuch "Offenes Gymnasium"

Unsere Schule war freilich nur etwa ein Jahrzehnt reines Realgymnasium. Als Ende der 60er Jahre die Bildungslandschaft von den Warnungen vor der "Bildungskatastrophe" erschüttert wurde, zeigte sich auch unser Gymnasium reformfreudig und beteiligte sich ab 1971 am Schulversuch "Offenes Gymnasium". Die Wahl der Ausbildungsrichtung hing nicht mehr von der Fremdsprachenwahl ab. Als erste Fremdsprache konnte Latein oder Englisch gewählt werden, als zweite Fremdsprache Englisch bzw. Latein oder Französisch. Die Wahl der Ausbildungsrichtung (also des jeweiligen Gymnasialzweiges) konnte so bis zum Ende er 8. Klasse herausgeschoben werden.

Entsprach dem bisherigen Realgymnasium nun die neusprachliche Ausbildungsrichtung, so wurde nun unser "Offenes Gymnasium" um zwei weitere Zweige ergänzt: den mathematisch- naturwissenschaftlichen Zweig (entsprechend der früheren Oberrealschule) und den sozialwissenschaftlichen Zweig. Letzterer war zunächst den Mädchen vorbehalten, ist inzwischen aber auch für Knaben zugelassen.

1989 wurde der Schulversuch "Offenes Gymnasium" beendet. Die Sprachenwahl blieb bis auf das Verbot von Latein (1. Fremdsprache) im sozialwissenschaftlichen Zweig wie früher offen. Latein als 1. Fremdsprache wurde im Schuljahr 1997/98 letztmals gewählt. Seither haben alle Schüler Englisch als 1. Fremdsprache.

Seit 1972 ist der Landkreis Bad Kissingen Sachaufwandsträger der Gymnasien im Landkreis und somit zuständig für Baumaßnahmen und die Ausstattung der Schule mit Lehr- und Unterrichtsmitteln.

Das neue Schulgebäude war 1958 für ca. 400 Schüler ausreichend. Der Anstieg der Schülerzahlen von 425 im Jahr 1960 auf über 1000 im Jahr 1974 war z.T. Folge der sogenannten "Bildungswerbung", aber auch auf die Schließung des Mädchenrealgymnasiums der Englischen Fräulein zurückzuführen.

Dieser Schülerzuwachs bedingte dreimalige Erweiterungsbauten, die aber den Schulbaurichtlinien entsprechend oft nur der Entwicklung hinterherhinkten. Nach einer Spendenaktion konnte 1992 die vorhandene provisorische Sternwarte zu einem „Observatorium“ mit drehbarer Koppel und moderner Ausstattung gebaut werden.

Mit ein Grund für den wachsenden Raumbedarf war die seit 1976 bestehende Kollegstufe. Wurden in der herkömmlichen Oberstufe die Schüler bis zum Abitur im einheitlichen Klassenverband unterrichtet, konnten sie sich nun in "freier Selbstentscheidung" und "sozialer Verantwortung" auf zwei Leistungskurse und eine Reihe von zugeordneten Grundkursfächern festlegen. Auch die Wahl der Abiturprüfungsfächer konnte weitgehend individuell bestimmt werden, so dass kaum zwei Abiturienten wirklich in gleichen Fächern geprüft wurden.

Um auch das Ziel des Gymnasiums "Studierfähigkeit" sicherzustellen, beschlossen die Kultusminister in mehreren Etappen immer wieder "Reformen der Reform". So müssen inzwischen wenigstens zwei Prüfungsfächer "Kernfächer" der früheren Ausbildungsrichtung sein. Alle drei Aufgabenfelder müssen schon immer in der Prüfung berücksichtigt sein (mathematisch- naturwissenschaftlich, sprachlich- künstlerisch, gesellschaftswissenschaftlich).

Trotzdem wird die früheren Abiturienten verwundern, dass ein heutiger Abiturient z.B. in den Fächern Deutsch, Biologie (Leistungskurse), Geschichte und Physik/Astronomie (Grundkurse) geprüft wird und ein anderer z.B. in Mathematik, Französisch (Leistungskurse), Ethik und Kunst (Grundkurse).

Im Schuljahr 1999/2000 hatte die Schülerzahl mit 1153 Schülern einen Höhepunkt erreicht. Dabei hat die Anzahl der Mädchen (623) die der Jungen (530) deutlich überholt.

Inzwischen ist die Schülerzahl leicht rückläufig. Im Schuljahr 2001/02 besuchten 1082 Schüler (575 Mädchen / 507 Jungen) unsere nun Jack-Steinberger-Gymnasium Bad Kissingen genannte Schule.

In den Jahren 1998 und 1999 wurde der letzt Erweiterungsbau unseres Schulgebäudes errichtet: Ein dreistöckiger rosafarbiger Bau auf der Turnhalle der Realschule (die bei dieser Gelegenheit auch renoviert wurde) steht seit der Einweihung am 5. Oktober 1999 ganz der Kollegstufe zur Verfügung.

Neben einem Mehrzweckraum, einem neuen Computerraum und einem Verwaltungsraum gibt es acht Kursräume. Damit hat die Zeit der "Wanderkurse" ein Ende und wir sind dem Sachaufwandsträger, dem Landkreis Bad Kissingen, sehr dankbar, dass diese Erweiterung trotz knapper Kassen 1998/99 noch gebaut werden konnte.

 

2001: Jack-Steinberger-Gymnasium

Ein ehemaliger Schüler der früheren "Realschule" ist der Physiker Prof. Jack (Hans Jakob) Steinberger, dem 1988 der Nobelpreis für Physik verliehen wurde. Anlässlich seines 80. Geburtstags fand eine Feierstunde in der Schule in Anwesenheit des Jubilars statt. Neben der Enthüllung einer Büste, die von der Stadt Bad Kissingen gestiftet wurde war die große Sensation die Mitteilung aus dem Kultusministerium, dass das Gymnasium Bad Kissingen ab 1.8.2001 den Namen "Jack-Steinberger-Gymasium Bad Kissingen" führen darf.