15.12.16-18.12.16
Die Seminarfahrt des Studienseminars 2015/17 nach Prag richtete den Fokus auf die Funktionsweise und die wirtschaftlichen Strukturen einer Millionenstadt im Herzen des östlichen Europas. Eine Besichtigung der Stadt unter historischer Perspektive führte den Studienreferendaren eindrucksvoll vor Augen, wie die verschiedenen Religionen und Volksgruppen in dieser Stadt über Jahrhunderte hinweg friedlich miteinander lebten, aber auch, wie diese Stadt immer wieder Schauplatz und Ausgangspunkt kriegerischer Auseinandersetzungen war.
Darüber hinaus ging es auch um die Erweiterung bildungspolitischer und kultureller Kompetenzen, und so nimmt es nicht wunder, dass die nicht weniger eindrucksvoll gestaltete Kafka-Tour (16.12.17), die einen Besuch des Jüdischen Friedhofs (Abb. 3), des Jüdisches Viertels in Prag, des Kafka-Geburtshauses sowie des Kafka-Museums umfasste, die kulturelle Dimension eines vereinten Europas (insbesondere an den Schnittstellen zwischen jüdischer und christlicher Religion) noch einmal in besonderer Weise akzentuierte.
Im Anschluss daran konnte die Strahov-Bibliothek besucht werden. Die Klosterbücherei der Prämonstratenser ist nicht nur eine der wertvollsten historischen Büchereien (die Sammlung umfasst ca. 200.000 Bände), sondern auch eine der sehenswertesten Büchereien. Der Theologiesaal, wie auch der Philosophische Saal beeindrucken durch Architektur und Deckengestaltung, die Deckenfresken (Künstler: Siard Nosecký und Anton Maulbertsch) sind Zeichen der hohen Wertschätzung des Kulturgutes „Buch“. Nicht weit entfernt vom Kloster Stratov liegt das größte geschlossene Burgareal der Welt, das nicht nur durch den „Prager Fenstersturz“ in historischer Hinsicht interessant ist, sondern auch in ästhetisch-kultureller Hinsicht, denn das von Alfons Mucha gestaltete Veitsdom-Fenster entfaltet noch immer seine besondere Wirkung. Mucha gehörte zu den bedeutendsten Künstlern des Jugendstils, eine künstlerische Strömung, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts den europäischen Gedanken aufgegriffen und gelebt hat.
Am 17.12.16 stand die Exkursion unter dem Motto „Prager Frühling“, und es wurden eindrucksvolle Orte wie das Denkmal für Jan Palach (1948-1969) und Jan Zajc (1950-1969) besucht.
Des Weiteren wurden von den Studienreferendaren konkrete Vorschläge erarbeitet, wie man mit Schülern eine Exkursion nach Prag organisieren und durchführen könnte. Ob jedoch Prag ein lohnenswertes Exkursionsziel sei, darüber gab es keine abweichenden Meinungen, man war sich weitgehend einig, dass Prag eine Stadt ist, die den geistigen Horizont von Schülern und Lehrern ungemein erweitern kann. In diesem Sinne wurde die Seminarfahrt mit einer abschließenden „Evaluationsrunde“ beendet, in der noch einmal die gewonnenen Erkenntnisse vertieft wurden.